#MusikUndGesundheit - Klangkörperkunst
Klänge können wohltuend und heilsam sein. Daher kommen in der Musiktherapie, aber auch im Rahmen präventiver Angebote etwa in Alteneinrichtungen oft Instrumente zum Einsatz, die zum Teil speziell für die therapeutische Arbeit entwickelt wurden. Bernhard Deutz, der in Berlin-Prenzlauer Berg seit 1989 das Atelier „KlangWerkstatt“ betreibt, hat sich mit seiner Arbeit ganz den faszinierenden Zusammenhängen zwischen Klang, Körper und Seele verschrieben: Er entwickelt und baut mit seinem Team hochwertige Klangkörper und gibt Seminare zum Selbstbau der Instrumente und ihrem Einsatz. Bei unserer Fachtagung „Musik und Gesundheit“ am 18. Oktober 2024 kann man einige seiner Instrumente erleben und ausprobieren.
Körpertambura, Klangstuhl, Monochord: Sie entwickeln und bauen ausschließlich Saiteninstrumente. Warum eignen sich Saiteninstrumente besonders gut für die musiktherapeutische oder musikbasierte Arbeit?
Bernhard Deutz: Instrumente, deren Saiten sanft mit den Fingerkuppen angestrichen werden, erzeugen sehr feine Schwingungen. Eine Besonderheit der von Ihnen angesprochenen Instrumente ist ihr monochromer Klang. Das Spiel dieser Instrumente ist sehr leicht – es geht nicht um „richtig" oder „falsch“ spielen, und ebendies ist wichtig für musikalische Laien, mit denen Musiktherapeut:innen als Klientel es ja in der Regel zu tun haben. Rezeptiv eingesetzt können diese Klänge physisch und psychisch tiefe Entspannung unterstützen, wie inzwischen auch zahlreiche Studien zeigen. Sie können stimmungsaufhellend und beruhigend wirken – insbesondere, wenn Klang nicht nur auditiv wahrgenommen, sondern durch Vibration auch ganzkörperlich fühlbar wird.
Wo kommen Ihre Instrumente zum Einsatz?
Deutz: Unsere Instrumente werden in allen musiktherapeutischen Feldern und Lebensphasen eingesetzt – von der Arbeit mit frühgeborenen Säuglingen bis hin zur Sterbebegleitung in Hospizen und auf Palliativstationen. Insbesondere die Körpertambura wird dank ihrer einfachen Spielbarkeit und hohen Wirksamkeit mittlerweile vielfach auch von Menschen aus therapeutischen sowie Heil- und Pflegeberufen eingesetzt, die nicht Musiktherapeut:innen sind.
Sie haben mehrere Instrumente neu entwickelt, darunter das „Klangrad“, das 2019 im Rahmen der Frankfurter Musikmesse mit dem 1. Preis in der Kategorie Instrumenten-Entwicklungen für die musiktherapeutische Praxis ausgezeichnet wurde. Was ist die Idee hinter diesem Instrument?
Deutz: Die Idee des Klangrads war, ein Instrument zu entwickeln, auf dem Menschen gemeinsam spielen und so auf besondere, unmittelbare Weise miteinander in Kontakt gehen können. Das Instrument hat vier, sich überlagernde Saitenebenen, die unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen. Z.B. kann ein gehandicapter Mensch, für den es eine große Herausforderung bedeutet, mit einem Finger über eine Spielebene zu streichen, zusammenspielen mit einem anderen, den eine diatonische Melodieskala einlädt zum virtuoseren Spiel.
Ich sehe in diesem Instrument ein großes Potenzial, Menschen auch mit unterschiedlichen musikalischen Voraussetzungen zusammenzubringen – nicht nur im therapeutischen Bereich.
Welche Ihrer Instrumente kann man bei der Fachtagung „Musik und Gesundheit“ am 18. Oktober kennen lernen?
Deutz: Im Rahmen meines kleinen Vortrags werde ich auf dem Podium den Klangstuhl und die Körpertambura vorstellen. Ergänzend dazu sind die Besucher:innen eingeladen, auf dem Stand der KlangWerkstatt im Foyer auch eine Klangliege, das Klangrad und andere Instrumente anzuspielen und anzufühlen.
Ihre KlangWerkstatt besteht seit über 35 Jahren. Was wünschen Sie sich für die Zukunft dieser wichtigen Arbeit?
Deutz: Ich wünsche mir sehr, dass die KlangWerkstatt weiter bestehen wird, auch wenn ich persönlich mich aus Altersgründen aus der Arbeit zurückziehen werde. Und ich bin zuversichtlich, dass die momentanen Gespräche mit meinem Nachfolger in spe zu einem guten Abschluss führen werden. Die Instrumente sind sehr gefragt und werden gebraucht – und dank meiner erfahrenen Mitarbeiter wird es sie auch weiterhin geben.