Musikalische Bildung
Von Anfang an, ein Leben lang: Wir engagieren uns für eine kontinuierliche und qualifizierte musikalische Bildung für alle – denn Bildung bedeutet Zukunft.
Allen Menschen und insbesondere Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrer kulturellen Herkunft, dem Bildungshintergrund und anderen Faktoren eine umfassende, ganzheitliche Bildung zu gewährleisten, muss das Ziel einer inklusiv und nachhaltig handelnden Gesellschaft sein. Die Bildungspolitik ist daher in der besonderen Verantwortung, Heranwachsenden an ihren Bildungsorten Zugang zu ihrem Kreativpotenzial und zur kulturellen Teilhabe zu verschaffen.
Das Engagement des Deutschen Musikrates für die musikalische Bildung ist eine Querschnittsaufgabe und leistet einen Beitrag dazu, unsere Gesellschaft zukunftsfähig zu machen. Das Bewusstsein für die Bedeutung der musikalischen Bildung zu schärfen und entsprechende Konsequenzen im politischen Handeln durchzusetzen, steht daher im Zentrum der musikpolitischen Arbeit des Deutschen Musikrates. Zugleich sind zahlreiche der Projekte der DMR gGmbH in ihrer Förderpraxis dem Ideal einer lebenslangen musikalischen Bildung verpflichtet: vom Bundesjugendorchester, Bundesjazzorchester und dem Bundesjugendchor über das PopCamp und Forum Dirigieren bis hin zu den Wettbewerben in der Trägerschaft des DMR.
Umsatzsteuerfreiheit von Musikunterricht erhalten!
Der im Juni vom Bundeskabinett beschlossene Entwurf für das Jahressteuergesetz 2024 sieht vor, dass das bisherige Bescheinigungsverfahren zur Befreiung von der Umsatzsteuer wegfallen und die Entscheidung darüber, ob Musikunterricht hochschul-/berufsvorbereitende „Bildungsleistung“ oder lediglich „Freizeitbeschäftigung“ (umsatzsteuerpflichtig) ist, ab 2025 den Finanzämtern obliegen soll. Die Konsequenz wäre nicht nur eine unnötige Bürokratisierung, sondern vielerorts auch eine unausweichliche Verteuerung der Angebote.
Der Deutsche Musikrat appelliert daher an alle, die Petition ‚Qualifizierter Musikunterricht muss umsatzsteuerfrei bleiben!‘ zu unterzeichnen und an die Bundestags- und Landtagsabgeordneten aus der Region zu schreiben, um sie auf die drohende Entwicklung aufmerksam zu machen. Gute Argumente und Hintergrundinformationen für das Schreiben finden sich im Positionspapier, das der Deutsche Musikrat gemeinsam mit 33 weiteren großen Verbänden und Initiativen unterzeichnet hat. Um das vielfältige kulturelle Leben in Deutschland zu bewahren, müssen etwa musikalische und kulturelle Bildung, aber auch künstlerischer Tanzunterricht und berufliche Weiterbildung weiterhin erschwinglich bleiben!
„MULEM-EX“
In den letzten Jahren sind die Studienbewerbungen für Lehramt Musik deutschlandweit insgesamt deutlich zurückgegangen. Welche Gründe gibt es für diese fatale Entwicklung? Die bundesweite Studie „MULEM-EX“ (kurz für: „Musiklehrkräftemangel – eine explorative Studie“) gibt Antworten auf diese für die musikalische Bildung so drängende Frage.
Die „MULEM-EX“-Studie entstand auf Initiative des Ausschusses für Schulmusik in der Rektorenkonferenz der Deutschen Musikhochschulen, wird von der Bundesfachgruppe Musikpädagogik getragen und von der Rektorenkonferenz der Deutschen Musikhochschulen finanziert. Sie wurde über den Zeitraum von einem Jahr in Form von 70 Teilstudien mit mehr als 100 Forscher:innen an Universitäten, Musikhochschulen und Pädagogischen Hochschulen durchgeführt. Die Gesamtauswertung als Meta-Studie wurde von Prof. Dr. Andreas Lehmann-Wermser und Dr. Patrick Witte verantwortet.
Erhoben wurden in der Studie die Wahrnehmungen von jungen Studierenden in Bezug auf Zugangswege ins Studium, die Passung des Studiums und das Berufsfeld Musiklehrkraft. Zudem wurden aus den Erkenntnissen Handlungsoptionen für Schulen und Hochschulen abgeleitet.
Die Studie wurde am 03. Juni 2024 auf Einladung des Deutschen Musikrates bei einer Pressekonferenz in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt.
#SchuleNeuDenken: mehr Musik!
Die desaströse Situation des schulischen Musikunterrichts und dessen problematische Zukunftsperspektive, wie sie in der Studie „Musikunterricht in der Grundschule“ evident wurde, sind durch die Corona-Zeit noch drastisch verschlechtert worden: etwa durch massiven Stundenausfall, die Verlagerung ins Digitale und eine Stigmatisierung des gemeinsamen Singens. Mit der Initiative #SchuleNeuDenken will der Deutsche Musikrat ein grundsätzliches Umdenken einleiten: Musik und den weiteren künstlerischen Fächern soll zukünftig eine zentrale Funktion in der individuellen Entwicklung Heranwachsender sowie bei der Teilhabe an kulturellen Verständigungs- und Aushandlungsprozessen zukommen. Nur auf der Grundlage solider Kenntnisse und reicher Erfahrungen können Heranwachsende die Vielfalt und existenzielle Dimension von Musik als Menschheitserbe und als individuelle und gesellschaftliche Bereicherung erleben. Musikalische Bildung kann überdies wesentlich zur interdisziplinären Vernetzung verschiedener Wissenschaften, Fachdisziplinen und Gesellschaftsbereiche beitragen.
#WasBrauchenUnsereKinder ?
Der Deutsche Musikrat akzentuiert derzeit in seiner Kampagne #WasBrauchenUnsereKinder?, zu welchen fundamentalen Fähigkeiten eine kontinuierliche und qualifizierte musikalische Bildung beiträgt – in den ersten Begegnungen mit Musik im frühkindlichen Alter ebenso wie später in der Schule und im außerschulischen Bildungsbereich. Ein Thema in acht Variationen, to be continued ...
Stellungnahme aus dem März 2023
Der Bundesfachausschuss Bildung hat die Stellungnahme #SchuleNeuDenken: mehr Musik! erarbeitet, die im März 2023 vom Präsidium des Deutschen Musikrates verabschiedet wurde. Darin werden in fünf Kernbereichen der musikalischen Bildung umfassende Maßnahmen zur Verbesserung der Situation formuliert und gefordert:
Um den Grundstein für eine gute musikalische Bildung auch schon im vorschulischen Bereich, etwa in Kindertagesstätten, zu legen, müssen Erzieher:innen in ihrer Ausbildung auch eine berufsfeldspezifische musikalische Qualifizierung erhalten.
Die Potenziale und Wirkungsdimensionen der künstlerischen Schulfächer müssen stärker berücksichtigt werden.
a. Die Stundenkontingente für die künstlerischen Fächer müssen erhöht werden, Schul-AGs rund um Musik und Musikleistungskurse in den Gymnasien müssen mehr Kapazitäten erhalten. Es müssen durchgängig wöchentlich zwei Stunden Musikunterricht und abiturrelevante Grund- und Leistungskurse angeboten werden.
b. Der kontinuierliche und qualifizierte Musikunterricht muss durch eine deutliche Erhöhung der Anzahl von Musik-Lehrkräften in allen Schulformen gewährleistet werden.
Die Zusammenarbeit zwischen den formalen, den nonformalen und den informellen Bildungsbereichen muss gestärkt werden. Dazu müssen auch die rechtlichen und verwaltungstechnischen Grundlagen und Vorschriften geschaffen werden, damit Schule nicht zwingend ortsgebunden stattfinden muss, sondern zum Beispiel auch in Kooperation mit Musikschulen vor Ort. Die Kooperationen zwischen Musikschulen und allgemeinbildenden Schulen müssen intensiviert werden.
Die Universitäten, Pädagogischen Hochschulen und Musikhochschulen müssen entsprechend ausgestattet werden, um bedarfsgerecht ausbilden zu können. Auf diesem Weg müssen die künstlerischen und pädagogischen Studiengänge und Forschungsabteilungen ausgebaut werden.
Best Practice-Beispiele im musikalischen Bildungsbereich sollen gefördert und sichtbar gemacht werden. Zudem bedarf es eines kontinuierlichen Monitorings aller musikalischen Bildungsbereiche mit ihren Bedarfen und Defiziten: von der Kindertagesstätte bis zur Erwachsenenbildung.
Zum Download:
Musikunterricht in der Grundschule
23.000 ausgebildete Musiklehrkräfte fehlen an deutschen Grundschulen - Tendenz steigend!
Im März 2020 haben der Deutsche Musikrat, die Konferenz der Landesmusikräte und die Bertelsmann Stiftung die gemeinsam initiierte Studie „Musikunterricht in der Grundschule – Aktuelle Situation und Perspektive“ veröffentlicht. Damit können Defizite in der musikalischen Bildung erstmals nicht nur vage benannt, sondern auf valider Forschungsgrundlage präzise dargestellt werden. So soll die öffentliche Diskussion über dieses wichtige Thema intensiviert werden. Es gilt, das gesellschaftliche Bewusstsein für die Unverzichtbarkeit einer kontinuierlichen und qualifizierten musikalischen Bildung für eine ganzheitliche Menschenbildung zu stärken und gemeinsam zu überlegen, wie dieses Ziel in einem überschaubaren Zeitrahmen erreicht werden kann.
Im Rahmen der Fachtagung #MehrMusikInDerSchule am 09. Oktober 2020, die sich mit den Ergebnissen aus der Studie „Musikunterricht in der Grundschule“ auseinandersetzte, wurden konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet.