Musik in Krisenzeiten
Musik verbindet über Grenzen hinweg Menschen und Kulturen – und stärkt damit gesellschaftlichen Zusammenhalt und unsere Demokratie.
Die Wirkungskraft von Musik in Krisenzeiten
Hilft Musik in Krisensituationen? Diese Frage kann man definitiv mit Ja beantworten. Sie ist sogar dringend notwendig. Angesichts der Gräben und neu errichteten Grenzen im innergesellschaftlichen und internationalen Dialog, der Veränderung der Natur und Struktur von Konflikten, des gefühlten Verlustes von Sicherheiten ist es sinnvoll, nach alternativen Wegen der Kommunikation und Selbstvergewisserung sowie neuen Perspektiven und Visionen für gelingende Zukunftsgestaltung zu suchen. Musik ist dafür ein hervorragend geeignetes „Instrument“. Zwar kann sie Konflikte um Sachverhalte nicht lösen, doch sie ist in der Lage, kraft universaler Wirkungskraft ideologische Gräben zu überspringen, sie kann Menschen im gemeinsamen Leben und Erleben zusammenbringen.
Solidarität mit Israel
Der Deutsche Musikrat schließt sich zusammen mit dem Forum Musikwirtschaft, der GEMA, der GVL und der Konferenz der Landesmusikräte dem Aufruf des Deutschen Kulturrates zur Solidarität mit den Menschen in Israel an. Wir zeigen uns entsetzt ob der Angriffe auf Zivilisten. Der Terrorangriff der Hamas und das Leid, das er über die Menschen gebracht hat, sind ohne Worte und ein neuer, schrecklicher Weckruf, dass Antisemitismus auch in unserer Gesellschaft keinen Platz haben darf. Wir stellen uns gegen antisemitisch motivierten Hass und unser Beileid ist bei den Opfern sowie deren Angehörigen, die bewusst als Zielpersonen des Terrors ausgewählt und aus dem Leben gerissen wurden.
Der Deutsche Musikrat wendet sich in seiner durch die Mitgliederversammlung 2019 verabschiedeten Resolution „Jüdisches Leben schützen – Bekenntnisse allein reichen nicht“ deutlich gegen jede Form des Antisemitismus, gegen Rechtsextremismus und Rechtsterrorismus.
Solidarität mit der Ukraine
Nach Ausbruch des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine sind derzeit Millionen Menschen in der Ukraine bedroht und auf der Flucht. Die bisher geltenden politischen Regeln Europas wurden durch den Krieg massiv gebrochen.
©Andreas Schoelzel
In der Kultur, ebenso wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen Deutschlands, wird auf den Krieg mit klaren Zeichen der Solidarität reagiert. Der Deutsche Musikrat stellt online hier Informationen über Solidaritäts- und Hilfsmaßnahmen aus dem Musikbereich bereit. Hierzu zählt die enge Partnerschaft des DMR Bundesjugendorchesters mit dem Jugendorchester der Ukraine und ihre Aktion „United for the future“ - so hatten die beiden Orchester ihre gemeinsame Arbeitsphase und die Benefizkonzerte in Berlin, Hannover und Köln überschrieben. Ein sehr großes mediales Interesse begleitete diesen Akt der Völkerverständigung und der Zusammenführung der musikalischen Jugend dieser beiden Nationen. Viele tausend Euro wurden durch die Benefizkonzerte eingeworben und genauso wie die Beträge, die das Bundesjugendorchester mit seiner Spendenaktion seit Februar 2022 gesammelt hatte, an das Jugendsinfonieorchester der Ukraine überwiesen. Gefördert wurde dieses gerade in den aktuellen Zeiten wichtige Projekt durch das Bundesfamilienministerium, das Goethe-Institut und das Auswärtige Amt. Der Livestream des Konzertes aus der Berliner Philharmonie ist online hier abrufbar, und so kann man auch die enorme musikalische Qualität des Gemeinschaftsorchesters nacherleben.
Residenzprogramm zur Unterstützung geflüchteter Musiker:innen aus der Ukraine
Das Förderprogramm „U*music“ ermöglichte Residenzen geflüchteter ukrainischer, belarussischer und russischer Musikschaffender bei deutschen Ensembles. Aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien vermittelte der Deutsche Musikrat im Frühherbst 2022 insgesamt 85 Residenzen bei deutschen Ensembles und Klangkörpern. Die Residenzen wurden mit bis zu 6.500 Euro gefördert.
Ziel des Förderprogramms war es, die künstlerische Qualität der geflüchteten Musikschaffenden zu erhalten, ihnen Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten zu geben und durch die Einbindung in bestehende Ensemblestrukturen zu einem kreativen Neuanfang in Deutschland zu verhelfen.
Vielfalt der Kultur in Zeiten der Energiekrise
Die aktuelle Verkettung von Corona-, Rohstoff- und Energiekrise bedroht das Musikleben in seiner Existenz. Mehr als andere Bereiche war das Musikleben von den Lockdowns der Corona-Zeit bedroht und hat sich von den Auswirkungen dieser Zeit noch längst nicht erholt. Wie in der Corona-Pandemie – mit der schnellen Entwicklung von wirksamen Hygiene- und Einlasskonzepten, angepassten Konzertformaten und anderen Maßnahmen – ist auch jetzt die Bereitschaft im Musikleben wie in anderen Bereichen des Kulturlebens groß, durch Energieeinsparungen ihren Beitrag zu leisten zur Bewältigung der Energiekrise und zum Erhalt der Vielfalt des Kulturlebens, das nicht nur ein bedeutender Arbeitgeber, sondern in dieser schwierigen Zeit für die Gesellschaft mehr denn je auch ein emotionaler Anker ist.
Zusätzlich bedarf es passgenauer Unterstützungen aus öffentlicher Hand, um die Ausdünnung der Spielpläne bis hin zu bundesweiten Schließungen von Spielorten zu verhindern und damit verbunden das Wegbrechen von Verdienstmöglichkeiten. Der Deutsche Musikrat begrüßt ausdrücklich die im Rahmen des Wirtschaftsstabilisierungsfonds für Kultureinrichtungen – dem „Kulturfonds Energie“ – in Aussicht gestellten finanziellen Hilfen in der Energiekrise.
Musik in Zeiten der Pandemie
Musik ist in der Lage, den Menschen unmittelbar in seinem ganzen Sein zu berühren und hilft bei der Verarbeitung von Krisen und schweren Situationen, was sich deutlich zum Beispiel in den Zeiten der Corona-Epidemie zeigte. Schon während des ersten Lockdowns von April bis Mai 2020 wurden weltweit demografisch repräsentative Umfragen erhoben: Mehr als die Hälfte der Befragten gaben an, Musik zur Bewältigung emotionaler und sozialer Stressfaktoren zu verwenden, berichteten Forscher zum Beispiel in der Fachzeitschrift Humanities and Social Sciences Communications. Menschen mit pandemie-bedingt stärkeren negativen Emotionen setzten Musik demnach in erster Linie zur Regulierung von Angst, Depressionen und Stress ein.
Und wie geht es Musiker:innen in Zeiten der Pandemie? – schlecht: bereits im März 2020 hat der DMR eine erste Online-Befragung mit knapp 1000 Teilnehmenden durchgeführt, die ein alarmierendes Bild von den Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf das professionelle Musikleben ebenso wie auf den Amateurmusikbereich zeichnete. Auf Basis der Studienergebnisse hat der DMR die drängendsten Handlungsfelder skizziert und entsprechende musikpolitische Forderungen für eine nachhaltige Unterstützung und Stabilisierung des Musiklebens erarbeitet, um einem massiven Einkommens- und Perspektivverlust entgegenzuwirken.
Studie zum Musikleben vor und in der Corona-Zeit
Der DMR veröffentlichte im April 2021 die umfassende Studie „Eiszeit? Studie zum Musikleben vor und in der Corona-Zeit.“ Im Rahmen der Studie wurde unter Anderem untersucht, wie sich der erste und zweite Lockdown auf das Einkommen von Musikerinnen und Musikern auswirkten, wie die finanziellen Corona-Hilfen wahrgenommen und bewertet wurden und mit welchen mittel- und langfristigen Auswirkungen der Corona-Zeit zu rechnen ist.
Die Untersuchung erfolgte auf Basis sowohl einer quantitativen Umfrage mit knapp 2.900 Beteiligten als auch einer qualitativen Befragung mit 39 Beteiligten und wurde im Auftrag des DMR im Februar und März 2021 durch Prof. Dr. Dieter Haselbach, Dr. Diana Betzler und Dr. Nadja Kobler-Ringler vom Zentrum für Kulturforschung durchgeführt.
Das Rettungspaket für den Kultur- und Medienbereich: NEUSTART KULTUR
Die Corona-Pandemie stellte den gesamten Musikbetrieb auf eine harte Probe. Mit NEUSTART KULTUR hat die Bundesregierung im Sommer 2020 darauf reagiert und ein Rettungs- und Zukunftsprogramm in Höhe von einer Milliarde Euro aufgelegt, um den Kulturbetrieb und die kulturelle Infrastruktur dauerhaft zu erhalten.
Seit Juli 2020 wurden in enger Abstimmung mit den verschiedenen Dachverbänden aus Kultur und Medien Programme entwickelt und realisiert. Hinter den Teilprogrammen stehen knapp 60 einzelne Programmlinien, die auf die spezifischen Bedürfnisse von Künstlerinnen und Künstlern in den einzelnen Sparten von Kultur und Medien zielen. An der Umsetzung der Teilprogramme für die Musikbranche wirkt der DMR maßgeblich mit: Aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien hat er den Musikbetrieb im Rahmen der Programme „NEUSTART KULTUR - Digitalisierung Musikfachhandel", „NEUSTART KULTUR - Ensembles" und der „DMR Stipendienprogramme 2022 und 2023" mit enormer Kraftanstrengung unterstützt.