Vielfalt leben und fördern!
Zum Fundament der musik-, gesellschaftspolitischen und der projektbezogenen Arbeit des Deutschen Musikrates
Unsere Gesellschaft ist vielfältig. Menschen unterscheiden sich in zahlreichen Aspekten der Individualität wie beispielsweise Geschlecht, Herkunft und äußere Erscheinung, sexuelles Selbstverständnis und Orientierung, intellektuelle, emotionale und körperliche Fähigkeiten, Religion, Weltanschauung, Alter, Bildung, sozioökonomischer Status und Familienstand. Eine Gesellschaft, die sich dieser Vielfalt bewusst ist, versteht daher Verschiedenartigkeit als Selbstverständlichkeit, nimmt Unterschiede ohne Wertung wahr und schafft vielfältige Strukturen und Angebote.
Für die Gesellschaft bedeutet Vielfalt die Chance auf die Persönlichkeitsentfaltung jedes Individuums in seiner Einzigartigkeit durch bewusste Wertschätzung von Unterschieden. Um dies zu erreichen, ist von zentraler Bedeutung, Unwissenheit und Ängsten zu begegnen und Kommunikationsräume zu schaffen, um diese in Neugier zu verwandeln und im Austausch gegenseitige Empathie, Verständnis und das Miteinander zu fördern.
Der Deutsche Musikrat hat daher seit seinem Bestehen zum Ziel, Vielfalt sichtbar zu machen und zu fördern – sowohl mit seiner musikpolitischen Arbeit wie auch mit seinen Projekten. Die UNESCO-Konvention zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen aus dem Jahr 2005 hat dieser Ausrichtung nochmals wesentliche Impulse gegeben. Ihre Grundsäulen – der Schutz und die Förderung des kulturellen Erbes, der zeitgenössischen künstlerischen Ausdrucksformen (stilübergreifend und einschließlich der bekannten Jugendkulturen) und der Kulturen anderer Länder in Deutschland – sind Leitlinien auch für die Arbeit des Deutschen Musikrates. Mit dem wachsenden Fokus auf die drei Säulen dieser Konvention einher ging beim Deutschen Musikrat zugleich eine Erweiterung im Selbstverständnis: Der Deutsche Musikrat sieht sich in der Mitverantwortung, das Selbstverständnis einer funktionierenden wie vielfältigen Gesellschaft zu befördern. Denn: Musikpolitik ist immer auch Gesellschaftspolitik!
Nomen est omen: Vor allem der Bundesfachausschuss Vielfalt befasst sich im Deutschen Musikrat bereits seit Jahren intensiv mit den verschiedenen Dimensionen des Themas. Auf seinen Vorschlag hin hat Präsidium im März 2023 Handlungsfelder beschlossen, die zu einer Erhöhung der Vielfalt im Deutschen Musikrat ebenso wie im ganzen Musikleben beitragen sollen. Als Diskursgestalter, Multiplikator und im Rahmen seiner Arbeitsfelder – u.a. der politischen Kommunikation und der Öffentlichkeitsarbeit – wird der DMR in Zukunft noch verstärkt das Thema Vielfalt prägen. Mit seinen langfristig angelegten Projekten wie auch mit seinen temporären Förderprogrammen – als klingende Botschafter der musikpolitischen Ziele und Ideale des DMR – lebt der Verein zugleich Vielfalt in vielfacher Hinsicht. Denn das Spektrum der Projekte reicht von Klassik inklusive neuer Musik bis hin zu Jazz, Rock, Pop und Avantgarde, gefördert wird das professionelle Musikleben ebenso wie die Amateurmusikszene. Zugleich fördert der Deutsche Musikrat die Sensibilisierung für Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, einen diskriminierungsfreien Umgang miteinander, diversitätsbewusste Besetzungen, transkulturellen Austausch und inklusive Projektarbeit – wie zuletzt bei einem gemeinsamen Projekt des Bundesjugendorchesters und Jugendlichen des Bildungs- und Beratungszentrums für Hörgeschädigte Stegen.
Berlin und Bonn, 2. Mai 2023