Mein Jugend musiziert - der Bundeswettbewerb 2025 in Wuppertal

Ein Bericht von Emily Böning

Die 17-jährige Gitarristin Emily Böning aus Wuppertal hat in diesem Jahr bereits zum dritten Mal bei einem Bundeswettbewerb Jugend musiziert teilgenommen. In diesem Jahr war sie aber nicht nur als Musikerin dabei, sondern war als Wuppertaler Teilnehmerin bei Pressegesprächen, Empfängen und Fernsehbeiträgen dabei. Zudem hat sie das Wettbewerbsteam bei der Organisation unterstützt und freute sich, die jungen Musiker:innen in ihrer Heimatstadt empfangen zu können und ihnen die schönsten Orte der Stadt zu zeigen. Emily Böning erläutert hier den Ablauf und ihre Erlebnisse während eines ganzen Wettbewerbsjahres.

Jetzt ist es so weit! Wir sitzen zu viert auf der Bühne der Aula des Gymnasium Sedanstraße wo uns gleich der Juryvorsitzende begrüßen wird. Der Saal ist schon ziemlich voll. Da wir in unserer Heimatstadt Wuppertal spielen, haben wir unsere Familien und zahlreiche Freunde eingeladen. Meine Freundinnen in der ersten Reihe lächeln mich an. Ich bin aufgeregt. Johannes gibt Kilian, Zacharias und mir einen Einsatz und dann beginnt das Wertungsspiel, auf das wir uns lange vorbereitet und gefreut haben. 
Jugend musiziert ist mehr als nur ein Wettbewerb. Das sage ich jedem, wenn ich davon erzähle. Es war das erste Mal, dass ich nicht allein und auch nicht im Duo, sondern als Mitglied eines Gitarrenquartetts teilgenommen habe. Und gerade in dieser Konstellation ist mir nochmal mehr aufgefallen, wie sehr Musik verbindet. Vor allem unter Gleichgesinnten. Bei Jugend musiziert möchten alle Teilnehmenden weit kommen, man hofft auf gutes Feedback und strebt eine gute Leistung an. Aber dahinter steckt noch so viel mehr, denn jede musikalische Reise im Rahmen dieses Wettbewerbs bringt neue Bekanntschaften, neues Wissen und tolle Gemeinschaften mit sich. Ich möchte von meiner Reise erzählen und dieses einzigartige Gefühl, welches bei Jugend musiziert entsteht, vermitteln.

Seit Herbst 2024 haben wir uns als Gitarrenquartett auf den Wettbewerb vorbereitet. Der Regionalwettbewerb war im Januar, aber zuvor finden schon die Warmlaufkonzerte statt, damit die Musizierenden ein gutes Gefühl für die Bühne bekommen. Auch wenn so ein Konzert nochmal etwas anders ist als die Situation im Wertungsspiel, gibt es entscheidende Gemeinsamkeiten. Man sitzt auf der Bühne und macht Musik, für einen selbst und für die Zuhörer:innen. Gerade für die jüngeren sind diese Warmlaufkonzerte wichtig. Ich habe schon einige Erfahrung auf Bühnen und bei Jugend musiziert gesammelt. 2025 war mein fünftes Mal als Teilnehmerin mit der Gitarre. Aber ich erinnere mich noch gut an 2018, als ich das erste Mal in der Altersgruppe Ib teilgenommen habe. Mit meinen 10 Jahren habe ich mich damals die ersten Male auf Bühnen getraut, immer mit dem Wissen, dass mich meine Familie und meine Lehrkräfte unterstützen. Ich schaue gerne auf diese Momente zurück, weil ich sehe, wieviel sich für mich dadurch positiv verändert hat und wie weit ich schon gekommen bin. Ich kenne die Aufregung und die Freude, den Mut und nicht zuletzt die Erleichterung, wenn man die Bühne verlässt, schon lange. Diese vielen Gefühle ändern sich auch nie. Egal ob es das Warmlaufkonzert ganz am Anfang der Reise, oder das Wertungsspiel am Ende im Bundeswettbewerb war. Ich bin jedoch mit der Zeit souveräner und sicherer geworden, und darauf bin ich ganz besonders stolz.

Gleich zu Jahresbeginn, noch vor dem Regionalwettbewerb, waren wir beim Internationalen Bergischen Gitarrenfestival an der Akademie der Kulturellen Bildung NRW in Remscheid dabei. Das war für uns als Wuppertaler kein weiter Weg und gleichzeitig die beste Vorbereitung auf die erste Runde. Eine Woche lang haben wir mit erfahrenen Dozent:innen wie Sören Alexander Golz aus dem Gitarrenduo Golz Danilov, der Gitarristin Liying Zhu und Professor Alfred Eickholt geprobt und intensiv an unseren Stücken gearbeitet. Aber so eine Festivalwoche ist viel mehr als nur Üben: Man sammelt neue Ideen, bekommt frische Motivation und Inspiration und wächst als Quartett noch enger zusammen. Neben den Proben haben wir viel Zeit zu viert, aber auch mit anderen verbracht. Wie Musik verbindet, wird hier schnell sichtbar. Egal ob man sich kennt oder nicht, alle sind aus einem Grund hier: um Musik zu machen. 

Genauso ist es auch bei Jugend musiziert. Es gibt immer ein Gesprächsthema und alle haben die Musik als eine Gemeinsamkeit. Untereinander entstehen Freundschaften und Gemeinschaften, man sitzt beim Essen und abends zusammen, egal ob man sich kennt oder nicht. Musik schafft auch Vertrauen, ob ich im Quartett oder im Duo auf meine Mitspieler achte oder mir der nette Teilnehmer für ein paar Stunden seine Westerngitarre leiht, damit ich darauf ein bisschen rumprobieren kann. Ich fühle mich in diesen Gemeinschaften nie allein. Neben anderen Unterrichtseinheiten haben wir in Wuppertal an der Bergischen Musikschule immer wieder mit unseren Lehrerinnen Corinna Schäfer und Fani Papadopoulou geübt, die auf unserem Weg eine unverzichtbare Unterstützung waren. 

Nachdem wir glücklich und erleichtert mit 24 Punkten zum Landeswettbewerb weitergeleitet wurden, starteten wir mit frischer Motivation in die nächste Probenphase. Natürlich lief dabei nicht alles reibungslos und das ist meiner Meinung nach auch überhaupt nicht schlimm. Ob es um die musikalische Gestaltung eines Stücks ging, um Pünktlichkeit bei den Proben oder darum, dass jemand vielleicht mal nicht genug geübt hatte – Meinungsverschiedenheiten gehören einfach dazu. Wichtig ist, dass wir uns aufeinander verlassen können, denn nur gemeinsam als Quartett erreichen wir unsere Ziele. Letztlich hat uns jede kleine Auseinandersetzung nur enger zusammengebracht und gezeigt, dass Musik am meisten Spaß macht, wenn dabei positive Gefühle zum Ausdruck kommen und nicht das ,,Gewinnen“ in den Vordergrund gestellt wird. Bei Jugend musiziert hat sowieso jeder gewonnen. Es gibt keine Medaillen in Bronze, Silber oder Gold und es gibt auch keine Rivalitäten untereinander. Alle bekommen am Ende eine Urkunde und jeder ist und sollte stolz auf seine Leistungen sein. Dieses Konzept begeistert mich sehr und ist auch ein entscheidender Grund, weswegen ich immer wieder gerne teilnehme. Schließlich verfolgen wir alle das gleiche Ziel, gemeinsam Musik zu machen, Spaß zu haben, Erfahrungen zu sammeln und möglichst weit zu kommen. 

Mit 25 Punkten im Landeswettbewerb steuerten wir dann auf das Heimspiel, den Bundeswettbewerb in Wuppertal zu. Jetzt begann für mich eine besonders aufregende Zeit, in der ich nochmal viele neue Erfahrungen sammeln durfte. Gemeinsam mit dem Quartett ging es zur Landesmusikakademie NRW in Heek, wo wir täglich mit Professor Hans-Werner Huppertz intensiv an unserem Programm feilten. Hier trafen Musizierende der unterschiedlichsten Instrumente zusammen, um sich auf den bevorstehenden Bundeswettbewerb vorzubereiten. Auch dort waren wir alle unterschiedlich und doch durch die Musik eine Gemeinschaft. Ich habe neue Bekanntschaften geknüpft, bei deren Wertungsspielen ich in Wuppertal gelauscht habe. Alle hatten Verständnis für die Aufregung, Nervosität oder auch leichte Gereiztheit, wenn etwas mal nicht so funktionierte wie es sollte, denn schließlich saßen wir alle im selben Boot. Aber gerade das hat uns als junge Musizierende vor Ort noch enger zusammengebracht und einen ständigen Austausch gefördert. 
 

In den Wochen vor dem Wettbewerb durfte ich bei vielen Veranstaltungen als Vertreterin von Jugend musiziert seitens der Musikmachenden dabei sein. Ein besonderes Erlebnis war die Eröffnungsfeier des Bundeswettbewerbs im Sparkassen-Turm in Wuppertal – mit einem beeindruckenden Blick über die Stadt. In diesem Moment war ich schon ein bisschen stolz auf mich, dort oben stehen zu dürfen. Es hat mir unglaublich viel Freude gemacht, meine Leidenschaft für die Musik und meine Erfahrungen, die ich bis zu diesem Zeitpunkt gesammelt habe, in Pressegesprächen zu teilen und vielleicht auch den Jüngeren Mut zu machen. Ein echtes Highlight war ein kleiner Fernsehbeitrag des WDR. Bis zu dem Moment, als ich dem Team vorgestellt wurde, wusste ich gar nicht, dass es sich um ein Fernsehinterview handelte. Umso überwältigender und aufregender war es, dann zum ersten Mal vor so einer Kamera zu stehen. 

Anderen Mut zu machen war auch einer der Gründe, weswegen ich in der Woche des Wettbewerbes nicht nur gespielt habe, sondern auch einen Blick hinter die Kulissen geworfen habe, und zwar als Teil des Organisationsteams. An jedem Wertungsort werden die Teilnehmenden von den Organisationsteams empfangen, die dafür sorgen, dass sich alle einspielen können, einen Akustiktest bekommen und rechtzeitig zum Wertungsspiel erscheinen. Ich fühle mich immer viel sicherer und habe weniger Stress, wenn ich weiß, dass alles reibungslos abläuft. Diesmal wollte ich diese Person für andere sein, die Sicherheit und ein Gefühl von Ruhe gibt. Es war schön, aus dieser Position das Wettbewerbsgeschehen zu beobachten. Ich habe mit den Eltern geredet, die fast noch aufgeregter waren als ihre Kinder. Ich habe gehört, wie die Teilnehmenden sich untereinander viel Spaß und Erfolg gewünscht haben und gesehen, wie auch hier neue Leute aufeinandertrafen mit den gleichen Interessen. Auch meine Teamkolleg:innen waren in dieser Zeit großartige Gesprächspartner:innen, wenn es um Musik, aber auch um völlig andere Themen ging. Und das alles, obwohl wir uns kaum kannten. 
Unser Wertungsspiel war ebenfalls großartig. Mit erneuten 25 Punkten und einem breiten Lächeln im Gesicht verließen wir den Jury-Raum. Aber hier sollte die musikalische Zeit für mich noch nicht zu Ende sein. Ich hatte die Ehre, als Wuppertaler Preisträgerin bei den Empfängen der Preisträger:innenkonzerte in der Historischen Stadthalle dabei sein zu dürfen. Ich lernte neben vielen wichtigen Akteuren bei und rund um Jugend musiziert auch Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft NRW, die Bundesjugendministerin Karin Prien sowie Thelke Fiebrandt vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband e.V. kennen. Es fühlte sich für mich sehr besonders an, bei den Menschen zu stehen, die mich und all die jungen Talente fördern, mit uns mitfiebern und eine wichtige Rolle hinter den Kulissen unserer musikalischen Reise spielen. Die Preisträger:innenkonzerte in der Historischen Stadthalle waren ein absolutes Highlight. Kilian Pommée aus meinem Quartett spielte dort mit seinem Bruder Valentin eines ihrer Duo-Stücke und die Atmosphäre war unglaublich. Den Brüdern wurde bei diesem Konzert der Sparkassen-Sonderpreis für besonders förderungswürdige Leistungen eines Familienensembles verliehen. Für mich war es sehr entspannend, mal ein Konzert anzuhören so ganz ohne die Aufregung, wenn ich selbst spiele. Ein bisschen aufgeregt war ich aber trotzdem bei jedem Talent, das auf die Bühne kam, weil ich automatisch mitfiebere und die Situation auf der Bühne nachvollziehen kann und für jeden hoffe, dass alles gut läuft. 

Der letzte Auftritt im Rahmen der Jugend musiziert-Reise war für unser Quartett das Preisträgerkonzert in der Kölner Philharmonie. Auf dieser Bühne zu spielen war ein unglaubliches Gefühl. Ich wollte hier nochmal alles geben. Es war für mich immer ein Traum, dort spielen zu dürfen und daher war die Freude riesig, als wir für dieses Konzert angefragt wurden. Nach unserem Auftritt führte ich noch ein kurzes Live-Interview mit Moderator Daniel Finkernagel, was mir trotz der Aufregung und des vielen Publikums gut gelungen ist. Vielleicht, weil die Musik eine Art ,,Safe Place“ für mich ist. Auch bei dieser Veranstaltung habe ich viele Musizierende wiedergetroffen, die ich beispielsweise in Heek oder bei den Wettbewerben bereits kennengelernt hatte. Es ist schön zu wissen, dass man immer auf bekannte Gesichter trifft, wenn man in der jungen Musikszene unterwegs ist. 

Zuletzt wurden wir als Quartett gemeinsam mit den anderen Wuppertaler Preisträgern ins Rathaus in Barmen eingeladen, wo uns der Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und der Stadtdirektor Matthias Nocke persönlich zu unseren Erfolgen gratulierten. Wir bekamen außerdem noch den Sonderpreis des Bundes Deutscher Zupfmusiker e. V. überreicht, worüber wir uns sehr gefreut haben. Dieses Zusammentreffen und die Gespräche im Rathaus sind jedes Mal tolle abschließende Momente. 

Jetzt blicke ich glücklich auf dieses sehr ereignisreiche halbe Jahr zurück. Als nächstes stehen für mich zwar Soloprojekte an, aber auch als Quartett bestehen wir immer noch und es haben sich Freundschaften gebildet und intensiviert. Ich lebe für die Musik, egal ob ich singe, Gitarre spiele oder nahezu dauerhaft mit Kopfhörern herumlaufe. Eines fällt mir aber immer wieder auf: Wir sind nie allein. Ob es um Mut, Aufregung, Enttäuschung, Freude oder Angst geht, es gibt immer Menschen, denen es ganz genau so geht. Es ist wichtig, dass wir miteinander sprechen und gefühlvoll umgehen. Wir können uns gegenseitig die negativen Gefühle nehmen und Platz machen für großartige Gemeinschaften und Glücksgefühle. Musik ist sehr ausdrucksstark und vermittelt viele Gefühle. Genau das hat mich dazu bewegt, auch selbst Musik zu schreiben.
Gerade in Zeiten wie diesen war Jugend musiziert eine großartige Möglichkeit, in eine andere Welt einzutauchen und gleichzeitig so viel Neues zu lernen. Ich bin dankbar, dass ich all diese Erfahrungen machen konnte und kann eine solche musikalische aufregende Reise jedem ans Herz legen. 
 

Ich bin ...

Musiker*innen können in den Ensembles des Deutschen Musikrates mitsingen oder mitspielen, dem Bundesjugendorchester, dem Bundesjazzorchester und dem Bundesjugendchor, an Wettbewerben teilnehmen. Mit vier weiteren Projekten im Bereich Förderung unterstützt der Deutsche Musikrat junge hochtalentierte Musiker*innen, Dirigent*innen, Komponist*innen und Interpret*innen zeitgenössischer Musik sowie Popmusiker*innen auf ihrem Weg in ein professionelles Musikerleben und schlägt eine Brücke zwischen Musiker*innen, Veranstalter*innen und Publikum. Zudem bietet das Deutsche Musikinformationszentrum (miz) eine zentrale Informationsstelle zu allen Themen des Musiklebens.

 

 

Der Deutsche Musikrat ist Träger der Wettbewerbe für Kinder und Jugendliche: Jugend musiziert und Jugend jazzt, der Wettbewerbe für professionelle Musiker*innen: dem Deutschen Musikwettbewerb, dem German Conducting Award (ehem. Deutscher Dirigentenpries) sowie dem Deutschen Chordirigent*innenpreis sowie den Wettbewerben für Amateurmusiker*innen: dem Deutschen Chorwettbewerb und dem Deutschen Orchesterwettbewerb.

Der Deutsche Musikrat e. V. ist Sprachrohr und Impulsgeber musikpolitischer Themen für seine Mitglieder.

Die zahlreichen Vorteile einer Mitgliedschaft im Deutschen Musikrat e.V. für Sie zusammengestellt. 

Unter derm Menüpunkt MEDIA finden Sie unsere Presseseite mit allen aktuellen Meldungen, unsere Presseseite mit den Pressekontakten und die Publikationen.

Zur Förderung der jungen Musiker*innen und Musiker in den Ensembles des Deutschen Musikrates gehört auch das Konzertieren auf der Bühne vor Publikum. Anfragen für Engagaments nehmen die Projektletiter*innen gern entgegen. Durch die Konzertförderung Deutscher Musikwettbewerb werden im Jahr ca. 200 Konzerte an Konzertveranstalter und Konzertreihen vermittelt.

Musikpädagog*innen finden Konzepte und Arbeitsmaterialien für den Musikunterricht bei den Vermittlungsprojekten des Podium Gegenwart. Aktuelle musikpolitische Entwicklungen und Studien finden sich im Themenbereich „Musikalische Bildung“ sowie Fachbeiträge dazu beim Deutschen Musikinformationszentrum.

Mit dem Deutschen Musikinformationszentrum bietet der Deutsche Musikrat eine zentrale Informationsstelle zu allen Themen des Musiklebens.