#MusikUndGesundheit - Wissen schafft Verbindung
Wir freuen uns sehr, mit der Charité Universitätsmedizin Berlin einen renommierten und kundigen Kooperationspartner für die Fachtagung „Musik und Gesundheit“ am 18. Oktober 2024 in Berlin an unserer Seite zu wissen. Die Charité ist das traditionsreichste Krankenhaus Berlins und eine der größten Universitätskliniken in Europa.
Unser „Verbindungsmann“ zur Charité: Prof. Dr. Dirk Mürbe, der Leiter der Klinik für Audiologie und Phoniatrie der Charité. Er wird seine Expertise mit einer Keynote bei der Tagung einbringen und zudem das Panel „Musikphysiologie und Musiker:innen-Gesundheit“ moderieren. Dabei passt es hervorragend, dass er nicht nur Mediziner ist: An der Dresdner Musikhochschule studierte Dirk Mürbe Gesang – beste Voraussetzung, um sich in die Nöte und Bedürfnisse seiner Patienten hineinzuversetzen.
5 Fragen in Prof. Dr. Dirk Mürbe:
Was sind die häufigsten Beschwerden, mit denen sich Betroffene an das Berliner Centrum für Musikermedizin der Charité wenden?
Prof. Dr. Dirk Mürbe: An uns wenden sich sowohl professionelle wie auch Amateur-Musiker:innen. Oft kommen sie mit muskuloskelettalen Erkrankungen zu uns, die beispielsweise zu Einschränkungen in der Beweglichkeit führen. Aber auch psychische Belastbarkeit und Lampenfieber sind große Themen. Außerdem gibt es Erkrankungsbilder, die für bestimmte Berufsgruppen spezifisch sind: etwa Atemwegserkrankungen bei Sänger:innen, aber auch neurologische Erkrankungen wie der fokalen Dystonie, also ungewollten Muskelkontraktionen und Verlust der feinmotorischen Kontrolle.
Wie kann den Betroffenen bei Ihnen geholfen werden?
Mürbe: Die Behandlung von erkrankten Musikerinnen und Musikern kann meist nicht durch ein Fachgebiet abgedeckt werden. Daher bündeln wir im Netzwerk der Musikermedizin an der Berliner Charité die Expertise von verschiedenen Fachgebieten, auch in Kooperation mit externen Partnern. Wir sind sozusagen eine ‚Clearingstelle‘, die dann die Musiker:innen an die richtige Facharztgruppe vermittelt. Dabei stehen sowohl Beratung und Prävention wie auch direkte therapeutische Angebote im Fokus.
Gibt es eine Erfolgsgeschichte, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Mürbe: Für mich ist es ein großer Erfolg, dass durch unsere Arbeit viele, insbesondere professionelle Musiker:innen für musikphysiologische Zusammenhänge sensibilisiert werden konnten. Es werden heute deutlich mehr, wenn auch noch lange nicht ausreichend Präventionsangebote in Anspruch genommen. Auch an Musikhochschulen sind, zum Teil zumindest, Präventionsangebote inzwischen verankert. Das trägt dazu bei, dass Musiker:innen ihren Beruf länger und besser ausüben können.
In welchen Forschungsfeldern der Musiker:innenmedizin muss sich dringend noch was tun?
Mürbe: Ein Manko ist aktuell, dass es noch immer kaum sogenannte ‚translationale‘ Forschung gibt, also eine Art Transfer- oder Anwendungsforschung. Wir wissen inzwischen in manchen Gebieten schon sehr viel, aber noch zu wenig darüber, wie dieses Wissen sich zum Beispiel in konkreten Präventionsprogrammen niederschlagen könnte. Dafür müssten Forschergruppen noch viel interdisziplinärer ausgerichtet werden und auch die Verantwortlichen in den Kulturinstitutionen, etwa Intendanzen, mit ins Boot geholt werden.
Inwiefern hilft Ihnen Ihr eigener musikalischer Hintergrund bei der Behandlung Ihrer Patientinnen und Patienten?
Mürbe: Es ist ein wunderbares Privileg, die Sprache der Musik zu kennen – und auch das Arbeitsumfeld und das außerordentliche Leistungs- und Anforderungsprofil von professionellen Musiker:innen. Bei diesen ist Höchstleistung gefragt, wie sie nur in wenigen Berufen so auf den Punkt gefordert wird. Ich freue mich immer sehr, wenn ich einen kleinen Beitrag dazu leisten konnte, dass zum Beispiel eine Opernpremiere mit einem von mir behandelten Sänger doch noch erfolgreich über die Bühne gehen konnte.