#MusikUndGesundheit - Musik als „Superkraft“ auch in der Schwangerschaft
Das Ohr ist das erste Sinnesorgan, das im Mutterlaib ab der 20. Schwangerschaftswoche ausgebildet ist. Im Rahmen unserer Fachtagung „Musik und Gesundheit“ am 18. Oktober 2024 wird Katja Frei, Leiterin Education & Outreach Berliner Philharmoniker, vom Forschungsprojekt „Kreativität in der Schwangerschaft“ berichten, das die Berliner Philharmoniker gemeinsam mit der Clara Angela Foundation 2021-2023 durchgeführt haben. Die Studie, deren Ergebnisse in Kürze veröffentlicht werden, erforscht die Wirkung von Musik in der Schwangerschaft auf das mütterliche und damit auch kindliche Wohlbefinden, z.B. in Bezug auf Stress-Reduktion oder auch Herzfrequenzvariabilität. Wir wollten schon mal mehr darüber wissen.
3 Fragen an Katja Frei:
Wie war das Projekt „Kreativität in der Schwangerschaft“ konzipiert?
Katja Frei: Ab dem dritten Monat bis zum Ende der Schwangerschaft – insgesamt ca. sechs Monate – nahmen die Frauen im zwei- bis dreiwöchigen Rhythmus an kreativen Interventionen teil. Das waren im Wechsel Kammerkonzerte unterschiedlichster Genres, gespielt von Mitgliedern der Berliner Philharmoniker oder Musik-Workshops (Singen, Tanzen, achtsames Hören, Bewegung). Außerdem gab es Anregungen zum Musizieren und Hören von Musik in der Zeit dazwischen. Die Aktivitäten wurden von Geburtsmediziner:innen und Wissenschaftler:innen mit nicht-invasiven Untersuchungen und Befragungen begleitet.
Zeigten sich (messbare) Unterschiede, welche musikalischen Angebote sich am positivsten auf das Stresserleben und die Widerstandskraft von werdenden Müttern und ihren ungeborenen Babys auswirken?
Frei: Alle Interventionen, Konzerte wie Workshops, hatten einen messbar positiven Einfluss auf die Schwangeren. Es verbesserten sich nach den Interventionen z.B. die Werte von Affektivität (Gefühls- und Gemütsleben), Cortisol und Herzfrequenzvariabilität.
Warum engagieren sich die Berliner Philharmoniker für Themen wie dieses? Welche Erkenntnisse nehmen Sie aus dem Programm mit für die weitere Arbeit der Education-Abteilung?
Frei: Wir glauben, dass Musik eine „Superkraft“ hat. In gesellschaftlich sehr herausfordernden Zeiten möchten wir mit dieser Forschungsarbeit nicht nur ein Zeichen für Menschlichkeit setzen, sondern auch Maßnahmen aufzeigen, mit Krisen umzugehen. Dass Musik uns selbst und unsere Wahrnehmung verändern kann, erleben wir in nahezu jedem Vermittlungsprogramm, aber auch in Konzerten als sozialem Gemeinschaftserlebnis. Hoffentlich sind unsere Forschungsergebnisse ein weiterer wichtiger Schritt, der belegt, dass Musik – wie alle Künste – für das Wohlergehen der Gesellschaft schützenswert ist.
Mehr zu diesem Thema gibt’s im Panel 1: „Gesundheitsförderung durch Musik in der Lebensspanne“ bei unserer Fachtagung „Musik und Gesundheit“. Dabei sein kann man live vor Ort in Berlin oder per Live-Stream.