100 tickende Metronome im Wohnzimmer: Auch so kann man die Faszination für (Neue) Musik entdecken. Bratschistin Hannah von Ziegesar (*1998) kommt aus einem musikaffinen Elternhaus und studiert seit 2018 Erziehungswissenschaften sowie Interkulturelles Musik- und Veranstaltungsmanagement in Weimar. Als Bratschistin spielte sie im Landesjugendorchester Hessen. Beruflich und privat engagiert sie sich außerdem im Bereich Musikmanagement. So arbeitete sie bereits für das Ensemble Modern, das Festival Schloss Kapfenburg und das Moritzburg-Festival. Mit unseren fünf Fragen an Hannah von Ziegesar beenden wir unsere Vorstellungsreihe der Mitglieder unseres Bundesfachausschusses Zukunftswerkstatt:
Wenn Sie ein Instrument wären, welches wäre das und warum?
Die menschliche Stimme im Alltag. Kein Instrument hat solche Ausdruckskraft wie unsere Stimme, ob beim Brötchenkauf, im Streit oder in der Liebe. Ich liebe meine Bratsche und ihren Sound – aber das ist nur ein beschränktes Abbild unserer menschlichen Stimm(ungs)lage.
Ehrenämter kosten Zeit und manchmal auch Nerven. Ist die Mitarbeit im Bundesfachausschuss Ihr erstes Ehrenamt und was motiviert Sie?
Ich habe seit meiner Schulzeit viele Projekte freiwillig und bewusst unterstützt, z.B. Musikprojekte meiner Schule, Konzerte für Umweltprojekte und auf Palliativstationen. Ehrenämter waren dies nicht. Aber ich hoffe, dass meine bisherigen Erfahrungen und Kenntnisse dieses erste Ehrenamt bereichern können. Der Deutsche Musikrat ermöglicht mir sicherlich über die Begegnungen im Bundesfachausschuss Zukunftswerkstatt einen vielfältigen Austausch, auf den ich mich freue.
Welches Erlebnis sicherte der Musik in Ihrem Leben eine Schlüsselrolle?
Prägend ist hier mein Elternhaus, wo bei Festen befreundete Mitglieder der Frankfurter Orchester mit guten Amateuren gemeinsam musizierten. Der ungezwungene spontane Charakter dieser hochwertigen Musik zwischen Lammkeule und Käseplatten hat mich als Kind fasziniert. Über die Jahre wurde ich mit meiner Bratsche Teil dieser lebendigen Aufführungen. Bestimmend jedoch war das Erlebnis, dass mein Vater in unserer Wohnung die Aufführung von Ligetis „Poème symphonique“ für ein Schülerkonzert vorbereitete. Den Sound von 100 tickenden Metronomen in unserem Wohnzimmer vergesse ich nie.
Mozart, Mahler oder Morricone?
Bach, Bartók oder Beatles, Scarlatti, Schumann oder Sting, Paganini oder Presley, Zimmermann oder Zappa …. – gute Musik kennt keinen Medaillenrang, auch wenn leider jedes Musiker-Leben um erste, zweite, dritte Plätze kämpfen muss … Schrecklich.
Wenn Sie Monika Grütters wären, was würden Sie in Sachen Kulturpolitik als erstes ändern?
Umfassende Gleichstellung der Geschlechter in allen Bereichen des Kulturbetriebs.